Das Schiffshebewerk Niederfinow gehören zur bedeutendsten Industriekultur Brandenburgs und sind somit auf jeden Fall einen Ausflug wert. Und in Niederfinow kann man nicht nur ein, sondern gleich zwei Schiffshebewerke besichtigen.
Wer sich für die Industriekultur Brandenburgs interessiert, sollte sich übrigens auch unbedingt das Besucherbergwerk Förderbrücke F60 anschauen.
Das alte Schiffshebewerk Niederfinow wurde 1934 in Betrieb genommen und ist somit das älteste noch funktionierende Schiffshebewerk Deutschlands. Die Bauzeit betrug sieben Jahre und wie man sich vorstellen kann, war der Bau ziemlich komplex. Doch warum braucht man überhaupt ein Schiffshebewerk in Niederfinow?
Der 54 km lange Oder-Havel-Kanal ist ein künstlich angelegter Wasserkanal und verbindet Oder und Havel. Bei Niederfinow hat der Kanal eine Fallhöhe von 36 m und bevor das Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb genommen wurde, wurde diese Fallhöhe mit einer Schleusentreppe aus vier Schleusen überwunden. Die Schleusen hatten einen relativ hohen Wasserverbrauch und die Durchfahrtszeit war mit 1,5 Stunden recht lang. Da der Schiffsverkehr immer mehr zunahm, entschloss man sich zum Bau eines Schiffshebewerks. Die Schleusen waren noch bis 1972 in Betrieb, wurden aber immer seltener genutzt. Neben dem neuen Schiffshebewerk sieht man noch Reste der alten Schleusentreppe.
Der mit Wasser gefüllte Trog des alten Schiffhebewerks Niederfinow ist 4290 Tonnen schwer und eine Schleusung dauert 20 Minuten, ist also deutlich schneller als die Schleusentreppe. Früher wurden die Schiffe ohne eigenen Antrieb noch von Treidellokomotiven in das Schiffshebewerk gezogen, eine solche Treidellokomotive steht heute noch am alten Schiffshebewerk Niederfinow.
Mit der Zeit kam das alte Schiffshebewerk allerdings an seine Leistungsgrenzen. Die moderneren Schiffe waren zu lang und hatten einen zu hohen Tiefgang. Daher entschloss man sich 1997 für den Bau eines neuen Schiffshebewerks in Niederfinow. Die Bauarbeiten begannen allerdings erst 2006 und nach 16 Jahren Bauzeit wurde das neue Schiffshebewerk Niederfinow Nord 2022 eingeweiht.
Im Moment sind beide Schiffhebewerke parallel in Betrieb. Das alte Schiffhebewerk soll noch bis mindestens 2027 in Betrieb bleiben.
Beide Schiffshebewerke können auch besichtigt werden. Bei den Schiffshebewerken befindet sich ein großer (leider kostenpflichtiger) Parkplatz mit einem Infozentrum. Dort können die Tickets erworben werden, vorher lohnt aber ein Blick in die kostenlose Ausstellung des Infozentrums. Hier erfährt man viel über die Funktionsweise der Schiffshebewerke.
Das neue Schiffshebewerk lässt sich nur im Rahmen einer Führung besichtigen, das alte Schiffshebewerk ist ohne Führung zugänglich. Dementsprechend kann man ein Ticket nur für das alte Schiffshebewerk oder ein Kombiticket für die Führung im neuen Schiffshebewerk plus Besichtigung des alten Schiffshebewerks kaufen. Ich empfehle auf jeden Fall das Kombiticket, denn die Führung ist sehr interessant und man bekommt nochmal ganz andere Einblicke. Die Führungen finden regelmäßig statt und man muss sich nicht vorher anmelden. Man sollte allerdings vorher auf der Website nachschauen, denn im Winter sind die Hebewerke mehrere Wochen geschlossen und auch im Sommer gibt es einzelne Schließtage.
Auch wenn man nur ein Ticket für die Besichtigung des alten Schiffshebewerks gekauft hat, kann man von dort aus zum neuen Schiffshebewerk laufen. Das sollte man auch auf jeden Fall tun, denn auch von außen bekommt man einen guten Einblick in die Technik und kann die Schiffe beim Rein- und Rausfahren beobachten.
Die beiden Schiffshebewerke lassen sich auch auf einer Schifffahrt erleben, Tickets dafür gibt es am Fahrkarten-Informationshaus am Parkplatz.
Übernachten
In fußläufiger Entfernung gibt es nur das Hotel Am Schiffshebewerk*, die Zimmer sind aber sehr altbacken und die Bewertungen durchwachsen. Es empfiehlt sich in Oderberg oder Eberswalde zu übernachten. Etwas außerhalb von Oderberg, direkt am Oderberger See, liegt das Riverside Inn* mit modernen Zimmern mit Seeblick. In Eberswalde findet man mit dem Hotel Wilder Eber* eine rustikal gemütliche Unterkunft. Eine günstige Übernachtungsmöglichkeit bietet die Pension Altes Forstamt*, ebenfalls in Eberswalde.
Öffis
Die Buslinie 916 fährt ab Bahnhof Eberswalde zum Schiffshebewerk Niederfinow. Die Haltestelle heiß Niederfinow, Schiffshebewerk.
Parken
Es gibt einen großen, kostenpflichtigen (3€ pro Tag, Stand 2023) Parkplatz direkt am Schiffshebewerk. In der näheren Umgebung sind leider keine anderen Parkmöglichkeiten vorhanden.
Essen und Trinken
Direkt am Parkplatz gibt es mehrere Restaurants und Imbisse. Es ist allerdings die typische Touristen-Gastronomie mit entsprechendem Preis-Leistungsverhältnis. Man wird satt, aber kulinarische Highlights sollte man nicht erwarten.